Die Verwaltung des
voyeuristischen Blicks
GRAF+ZYX: Der Körper als Rohmaterial in der Medienkunst
Ein auf unterschiedlichen ästhetischen und theoretischen Ansätzen aufbauendes, interdisziplinäres »Audiovisuelles Arrangement«, mit dem Ziel, den Blick von der offensichtlich emotionalen, erotischen Komponente des Themas weg auf einen anderen Handlungsspielraum, den einer streng formalen künstlerischen Lösung, zu lenken.
22. und 23. September 2018, 18–22 Uhr
] DIE UTOPIE [
GRAF+ZYX plädieren in ihren Konzepten für die Wiederannäherung an bereits gesellschaftlich verdrängte Gestaltungsmöglichkeiten wie Konzentration auf Persönliches, Fiktives und »Handgemacht«-Perfektes und eine an das futuristische Manifest angelehnte Zukunftsvision, der reizvollen Perspektive der [Er]Schaffung neuer, noch nie dagewesener künstlicher Welten und Identitäten. So enthalten ihre medienübergreifenden Arbeiten die persönliche Liebeserklärung an das Maschinenzeitalter und favorisieren das Modell der intimen Verschmelzung von Mensch und Maschine. Ungebrochener humanoider Gestaltungswille in enger Symbiose mit einer beherrschbaren, durchschaubaren, der persönlichen Erweiterung dienenden und unter diesem Aspekt gar nicht mehr so »kalten« Technik.
Und ohne auf die Darstellung realistischer Selbstportraits mit autobiografischem Bezug oder auf konkret gesellschaftspolitische Referenzen als Erfolg versprechende Kommunikationsmodule zurückzugreifen, formulieren sie mit ihren Bild-, Sounds- und Textpassagen die tristen, aber ästhetisch durchaus reizvollen Aspekte eines zivilisierten [Innen]Lebens, jenseits des normalen Alltags an der Schwelle zur Utopie.
Wer nicht durstig ist nach Kunst,
der ist seiner Degeneration nahe.
Egon Schiele, 1,.9.1910
Noch immer verstellt die „Affaire“ vom Frühjahr 1912 mit der Untersuchungshaft und der abrupten Abreise aus Niederösterreich Anfang Mai 1912 zurück nach Wien den Blick auf das kurze, aber essentielle künstlerische Schaffen von Egon Schiele während seiner Neulengbacher Zeit. Voller Schaffensfreude ist er am 15.8.1911 nach Neulengbach gekommen und schreibt bereits am 1.9.1911 an seinen Onkel und ehemaligen Mitvormund, Leopold Czihaczek, dass seine „Absichten sind, große Werke zu vollführen…“.
Mit diesem, für einen 21ig-Jährigen beeindruckendem künstlerischem Selbstbewusstsein, schuf Schiele seine ersten großen Meisterwerke wie „Kardinal und Nonne“, oder die „Eremiten“, die seit einiger Zeit einer spannenden Neuinterpretation unterzogen werden. Neben den eindrucksvollen Aquarellen und Zeichnungen, die während seiner Untersuchungshaft entstanden sind, beeindrucken seine Landschaftsdarstellungen mit ihren anthropomorphisierenden Charakter besonders
Der Vortrag spürt dem Jahrhundertkünstler Egon Schiele in Neulengbach nach und skizziert die eminente Bedeutung seiner achteinhalb Monate im kleinen Ort Neulengbach, wo allerdings damals der Orientexpress kurz Station machte.