Plötzlich war LockDown, ein befremdlicher Zustand, eine Art von Verbannung, weil angeblich ein gefährlicher Feind alle Welt in Angst und Schrecken versetzte. Bei mir setzte Angst nicht ein.

Wie war doch die Welt plötzlich geschrumpft, auf mich und ein paar Gegenstände der Erinnerung an Familienmitglieder und Freunde. Draußen war Internet, irgendwie tröstlich wenigstens Zugriff auf die virtuelle Welt zu haben. Mein Bewegungsdrang war damit nicht ausgelastet, ich vermisste die Schönheit der Natur, den Wind, die Düfte, die Geräusche, alles Reale.

Schnell entdeckte ich den Tanz als mögliches Muster persönlichen Agierens, doch die Leichtigkeit fehlte, irgendwie schrumpfte Tanz zum Ritual. Die Maßnahmen zogen sich hin.

Die Frage nach der Identität drängte sich auf. Ich betrachtete die Ländermasken, mit denen ich in den letzten Jahren gespielt hatte, die Flaggen der Zugehörigkeit. Alle Unterschiede schienen zweitrangig, ein einziges Thema beherrschte den Planeten, eine angeblich außergewöhnliche gesundheitliche Bedrohung. Ich wollte mir eine geistige Freiheit erobern, mit etwas das jenseits dieser ideologisierten + materialisierten Welt liegt, sich keck in die Atmosphäre schwingt.

Meine Aufmerksamkeit fiel auf ein Wesen das in italienischen Bräuchen herum geistert, Befana, eine gutmütige Weihnachtshexe. Wie wäre es mit Jana Befana? Hexe kann man durchaus positiv sehen, schließlich wurden Hexen ja massenhaft umgebracht weil sie Kräuterwissen hatten, und dort Hilfe boten wo das Establishment versagte. Das Modell gefiel mir.

Mit goldener Maske und Hexenhut sah ich mich gut gerüstet für eine Reise in eine neue, nicht ausschließlich materielle Welt. Mit dieser neuen Sicht von Welt wollte ich Botschaften senden – so entstanden Videos und Gedichte, die ich in unregelmäßigen Abständen ins Internet entließ.